GEWAG Geschäftsbericht 2023
10 11 Stadt- und Quartiersentwicklung Wir haben die höchste Baukostensteigerung seit den 1970er-Jahren, eine Verdreifachung der Zinsen und immer weiter ausufernde Baustandards und Vorgaben – Rahmenbedingungen, die den notwendigen Neubau von bezahlbaremWohnraum derzeit verhindern. – Oliver Gabrian Vorstand Im Zuge dieser Prozesse entstehen die sog. „grauen Emissionen“, die laut Architecture 2030 weltweit 11% der jährlichen Treibhausgas-Emissionen ausmachen 2 . Revitalisierung im Fokus Die Konsequenz liegt für GEWAG-Vorstand Oliver Gabrian auf der Hand: Vorhandene leer stehende Gebäude sollten nach Möglichkeit weiter genutzt werden, anstatt durch Abriss, Entsorgung und Neubau wieder neue graue Emissionen zu verursachen. „Wenn wir nachhaltig mehr bezahlbaren Wohnraum anbieten wollen, müssen wir unsere Altsubstanz sanieren und revitalisieren.“ Bestände auf Vordermann bringen, die über Jahre nicht mehr zu vermieten waren: Das ist eine deutlich kostengünstigere Strategie, die Leerstände und Emissionen wirksam senkt und sozialverträgliche Mieten zulässt. Erfolgspraxis am Hasenberg Die Ausrichtung auf vorhandenes Potenzial verfolgt die GEWAG schon länger mit Erfolg. In den vergangenen vier Jahren hat das Unternehmen in Lennep 42 Wohnungen neu gebaut – und im gleichen Zeitraum weitere 270 Lang- zeitleerstände umfassend saniert und wieder an den Markt gebracht. Ein frühes Beispiel aus dem Jahr 2020 liefert die Emil-Nohl-Straße 22–28 am Hasenberg. Vier Gebäude mit leer stehenden Wohnungen, die sich nicht mehr vermieten ließen, wurden von Grund auf wieder her- gerichtet. Die GEWAG änderte die Grundrisse, erneuerte Dächer, Fenster, Türen sowie die Elektroinstallation und setzte neue, größere Balkone vor die Gebäude. Hinzu kam eine überarbeitete Innenausstattung – von neuen Bodenbelägen und Bädern bis hin zum Anstrich. Auf den Dächern wurden erstmals Solaranlagen montiert. Das Ergebnis: 24 Wohnungen, die nahezu Neubauniveau erreichen, in bedarfsgerechten Größen von 63 m 2 und 72 m 2 . Das Investitionsvolumen lag bei 2,7 Mio. €: Zum Ende des Jahres 2023 entspricht diese Summe höchstens 40% der Kosten eines vergleichbaren Neubaus. 3 Leuchtturmprojekt ALTE VÖMIX Seit 2021 arbeitet die GEWAG mit Hochdruck an der Klimaschutzsiedlung ALTE VÖMIX, die in deutlich größe- rem Maßstab Wohnqualität und Umweltbewusstsein in Einklang bringt. Ausgangspunkt war ein großräumiger Leerstand von insgesamt 92 Wohnungen, die für aktuelle Bedürfnisse zu klein waren und zu viel Energie benötigten. Im Zuge umfangreicher Umbau- und Sanierungsmaßnah- men entsteht hier bis Ende 2024 ebenfalls Wohnraum auf Neubauniveau: zu moderaten Mietpreisen und nahezu klimaneutral (s. auch Seite 22/23). Wohnraum zu optimalen Konditionen Wirtschaftlich, bezahlbar, klimafreundlich: So muss sich nachhaltige Wohnraumversorgung heute gestalten. „Wir haben bereits mehrfach gezeigt, dass das mit Umbaumaßnahmen machbar ist. Und wo sich die Mög- lichkeit bietet, werden wir es wieder tun“, bekräftigt Oliver Gabrian. 1 In: Diana Dittmer, So viel CO 2 verursachen 300.000 neue Wohnungen; Quelle: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Klimaschaedlichkeit-von-Neu- bauten-So-viel-CO2-verursachen-300-000-neue-Wohnungen-article24252045.html 2 Graue Emissionen – welche Herausforderungen sind zu bewältigen?; Quelle: https://www.deepki.com/de/blog/herausforderungen-graue- emissionen 3 Der LEG-Vorstandschef Lars von Lackum beziffert die reinen Baukosten gegenüber dem „Handelsblatt“ mit mehr als 4.000 €/m 2 . Quelle: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/wohnungsbau-krise-2024-ausblick-100.html
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